Rauscharme Ladungsverstärker

Rauscharme Ladungsverstärker für kosmischen Staub

Staub stellt einen der wichtigsten Bestandteile des Universums dar. Unser eigenes Sonnensystem ist vor ca. 4,6 Milliarden Jahren aus einer interstellaren Staub- und Gaswolke entstanden. Die Staubastronomie versucht durch die Untersuchung solcher interstellarer, kometarer und asteroidaler Stäube Rückschlüsse auf die Bedingungen während der Entstehung unseres Planetensystems zu ziehen.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) werden im Rahmen dieses Projekts verschiedene Maßnahmen untersucht, die die Empfindlichkeit der in der Staubastronomie eingesetzten  Detektoren  verbessern sollen. Hierzu erfolgt am INT die Entwicklung sehr rauscharmer Ladungsverstärker für den Einsatz in ladungsbasierten Staubteleskopen. Staubteleskope untersuchen die Eigenschaften interplanetarer und interstellarer Staubpartikel, und ermöglichen so Rückschlüsse auf entfernte Himmelskörper. Zur Bestimmung der Flugbahn passieren die durch das Sonnenlicht geladenen Partikel ein Elektrodenarray. Durch die Auswertung der in den Elektroden influenzierten Ladung werden die Flugbahn und so der Ursprung des Partikels bestimmt.

Prinzipschaubild mit Detektor und Verstärker
Prinzipschaubild mit Detektor und Verstärker

Die Erkennung der Partikel erfolgt durch die Auswertung influenzierter Ladungen, die die durch das Sonnenlicht geladenen Partikel in Staubdetektoren erzeugen. Ziel ist es das Spektrum der beobachtbaren Staubpartikel deutlich zu erweitern.

 Ladungsverstärker Aufbau
Ladungsverstärker Aufbau

Eine Herausforderung ist dabei, dass klassische Methoden zur Reduzierung des Rauschens (z.B. Chopping) nicht eingesetzt werden können. Dies soll teilweise durch die systematische Auswahl der entsprechenden rauscharmen Halbleitertechnologien kompensiert werden. Zudem wir untersucht, inwiefern sich das Rauschen in den Ladungsverstärkern durch so genanntes „Switched Biasing“ reduzieren lässt.

Die Arbeit am INT konzentriert sich auf die Minimierung des in diesen Verstärkern auftretenden Rauschens unter Einhaltung einer Bandbreite von 7 Hz bis 300 kHz bzw. von 10 kHz bis 10 MHz. Das Ziel ist es dabei Partikel erkennen zu können, deren Ladung im Bereich von nur ca. 100 Elementarladungen liegt.

 Ladungsverstärker IC
Ladungsverstärker IC

Neben der Minimierung der Rauschleistung des Verstärkers ermöglicht die optimale Auslegung des Gesamtsystems, bestehend aus Detektor, Verstärker und Filtersystem eine weitere Verbesserung des Signal-zu-Rauschverhältnis. Die Entwicklung eines entsprechend Simulationsmodells, das alle Teile des Systems verbindet, stellt deshalb einen weiteren wichtigen Teil dieses Vorhabens dar.

Ladungsverstärker mit 50 MHz Bandbreite

Dieser Chip enthält einen Ladungsverstärker (engl. charge sensitive amplifier, CSA) für die auf Ladungsinduktion basierende Staubpartikeldetektion im Weltraum. Die Schaltung verfügt über eine Bandbreite von bis zu 50 MHz und ist daher besonders für sehr schnelle Partikel geeignet. Ein besonderes Merkmal dieses Verstärkers ist die Möglichkeit, die Kapazität des Eingangstransistors anzupassen, indem mehrere Verstärker parallel geschaltet werden. Dadurch kann der Anwender die Eingangskapazität an die Kapazität des Detektors anpassen, um das Rauschverhalten zu optimieren. In einem System mit einer Detektorkapazität von 4 pF und einem Frequenzbereich von 1 kHz bis 50 MHz erreicht der CSA einen ENC-Wert von 332 Elementarladungen. Die Schaltung wurde in einer 130-nm-CMOS-Technologie hergestellt.

Chipfoto eines Ladungsverstärkers mit 50 MHz Bandbreite
Chipfoto eines Ladungsverstärkers mit 50 MHz Bandbreite

Publikationen

  1. 2021

    1. S. Kelz, M. Grözing, und M. Berroth, „Experimental Investigation of Dielectric Loss Induced Noise in Charge Detection Systems for Cosmic Dust“, in Conference on Ph.D. Research in Microelectronics and Electronics (PRIME), 2021, S. 288–291.
  2. 2019

    1. S. Kelz, M. Grözing, und M. Berroth, „Dielectric-Loss Induced Noise in High Impedance Circuits“, in Workshop Analogschaltungen, presented at 21. Workshop Analogschaltungen, Stuttgart, Germany, 2019.
  3. 2018

    1. S. Kelz, „A Fully Differential Charge-Sensitive Amplifier for Dust-Particle Detectors“, in Workshop Analogschaltungen, presented at 20. Workshop Analogschaltungen, Freiburg, Germany, 2018.
    2. S. Kelz, T. Veigel, M. Grözing, und M. Berroth, „A Fully Differential Charge-Sensitive Amplifier for Dust-Particle Detectors“, in Conference on Ph.D. Research in Microelectronics and Electronics (PRIME), Prague, Czech Republic, 2018, S. 13--16.

Ansprechpartner

Dieses Bild zeigt Markus Grözing

Markus Grözing

Dr.-Ing.

Arbeitsgruppenleiter IC-Entwurf

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